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Immatrikulation von Otto Slutouw

Transkription normierte Angaben
Semester: 1493 Ost.
Nummer: 10
Datum: 28 . 4 . 1493
Vorname: Otto Otto
Nachname: Slutouw Schlutow
Herkunft: de Treptouw Treptow (a. d. Rega)
Gebühr: ddt. 2 mr.
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Schlutow, am Wed Oct 27 00:00:00 CEST 2010
Otto Schlutow, der erste Evangelische Pfarrer in Treptow a.R.
von D. Dr. M. Wehrmann

In der Geschichte der Reformation in Pommern spielen bekanntlich Treptow und Belbuck eine besondere Rolle. Manches von den dortigen Vorgängen ist, soviel auch darüber geschrieben worden ist, durchaus noch nicht klar, da die uns vorliegenden Berichte in mehrfacher Beziehung dürftig sind. Und doch beschäftigen wir uns immer wieder gerne gerade mit diesem Abschnitte der pommerschen Geschichte, weil hier einzelne Persönlichkeiten ein wenig deutlicher hervortreten und unser Interesse in Anspruch nehmen. Wir haben zwar auch über sie nicht viel mehr als einige Notizen, aber es ist doch bisweilen möglich, etwas tiefer zu blicken.

Unter den Männern, die damals in Treptow von Bedeutung waren, steht mit an erster Stelle O t t o S c h l u t o w. Er war aus der Stadt selbst gebürtig. Denn am 28. April 1493 ist er mit der Angabe "de Treptow" in Rostock in das Album der Unsiversität eingetragen worden, und in Leipzig, wo er im Sommerhalbjahr 1496 immatrikuliert wurde, haben die Sachsen daraus "Dreptaw" gemacht.
Von seinen Familienverhältnissen ist nichts bekannt; es ist jedoch sehr wohl möglich, dass er ein Sohn des Bürgermeisters Bernd Schlutow ist, der 1499 als verstorben erwähnt wird, und der 1505 genannte Johannes Schlutow mag sein Bruder gewesen sein.
Die Familie scheint in Treptow in hohem Ansehen gestanden zu haben, denn bereits 1442 kommt ein Bürgermeister (proconsul) S l u t o w vor. Ob und wann Otto nach seinem Studium auf der Universität in seine Vaterstadt zurückgekehrt ist oder noch anderswo sich aufgehalten hat, ist wieder unbekannt. In dem Einnahmeregister des Klosters Belbuck kommt 1509 Otto Schlutow vor, der von einer Wiese "uppe dem Lemberg" 15 Schillinge zahlt. Wenn das unser Schlutow ist, so scheint er damals noch nicht Geistlicher gewesen zu sein, denn es fehlt die Bezeichnung "Herr", die bei einem solchen üblich war, auch ist mit dieser Notiz nicht bewiesen, dass er damals in Treptow wohnte.
Sicher nachweisen können wir ihn dort erst am 24. Dezember 1512; an diesem Tage erscheint er als Zeuge bei einer Verhandlung, die in dem Belbucker Gerichtsbuche verzeichnet ist. Dort wird er von nun an oft erwähnt, so 1515 am 15. Januar als "Er Otto Slutow", am 31. März und 12. April als "Clericus Caminensis diocesis", am 12. Mai und 28. Juni als "Magister", am 17. September als "presbiter, vicarius perpetuus ecclesiae b. Mariae Virginis Treptowensis".
Hieraus erfahren wir, dass er Inhaber einer, vielleicht auch mehrerer geistlicher Stellen an Altären der Pfarrkirche war. Ob er wirklich die Magisterwürde an einer Universität erworben hat, muß zweifelhaft erscheinen, da er außer an den beiden genannten Stellen sonst nie mit diesem Titel bezeichnet wird. Es wird nicht nötig sein, die weiteren Daten der folgenden Jahre anzugeben, an denen sein Name in dem Belbucker Buche genannt wird. Es ist aber sicher, dass er nicht Mönch im Kloster gewesen ist, ebenso wenig wie sein Freund Johannes Bugenhagen, der 1504 nach Treptow kam und dort das Amt des "Schulmeisters" innehatte und 1517 Lektor an der Schule der Belbucker Mönche wurde. Dass Schlutow, der in dieser Zeit Pfarrer an St. Marien geworden zu sein scheint, mit ihm freundschaftlichen Verkehr hatte, ist sehr verständlich.

Das interessanteste uns bekannte Ereignis in Schlutows Leben ist nach dem Berichte des David Chytraeus folgendes:
"Es ereignete sich gegen Ende des Jahres 1520, dass der Leiter der Kirche Otto Schlutow, der aus einer vornehmen Familie Treptows stammte, dem Rektor und den Lehrern der Schule, die er bei sich zu Tisch hatte, das Buch Luthers von der Babylonischen Gefangenschaft zeigte, das ihm soeben ein Freund aus Leipzig übersandt hatte. Er übergab es dem Johannes Bugenhagen, dessen Geist und Urteil er besonders schätzte. Dieser blätterte beim Essen in dem Buche und sagte, es hätten seit dem Leiden des Heilandes schon viele Ketzer die Kirche befeindet, aber keiner sei verderblicher gewesen als der Verfasser dieses Buches. Aber nach einigen Tagen, als er das Buch genauer gelesen, ja studiert hatte, bekannte Bugenhagen seinen Freunden offen:
"Die ganze Welt ist blind und liegt in Finsternis, dieser Mann einzig und allein sieht die Wahrheit!"
Es ist bekannt, dass Bugenhagen bald darauf nach Wittenberg ging, um Luther persönlich kennen zu lernen.

Auf die Frage, woher Chytraeus diese Erzählung hat, kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden, es genüge die Versicherung dass er sie von einem Verwandten Bugenhagens erhalten haben kann.
Leider wird uns nichts von Schlutow erzählt, wie er sich damals der Lehre Luthers gegenüber verhalten hat. Auch bei den Nachrichten über die weiteren Vorgänge in Treptow tritt seine Person nirgends hervor.
Nur in dem Schriftstücke, das der Abt Johann von Belbuck und der Rat von Treptow für den Pfarrer Johann Kureke am 27. Juli 1521 ausstellte, wird Otto Schlutow presbiter als Zeuge genannt. Danach war er wohl unzweifelhaft ein Freund der Lutherschen Lehre, für die Kureke eine Zeit lang Gefangenschaft erduldet hatte.

Schlutow hat nicht wie soviele Anhänger der neuen Lehre die Stadt Treptow verlassen, sondern ist, so viel wir wissen, dort geblieben und hat wohl - das werden wir annehmen dürfen - in ihrem Sinne gewirkt.
Wir hören in den nächsten Jahren wieder nichts von ihm, aber 1522 wird er in Treptow genannt, und ebenso begegnet er uns 1534 als "Parre to Nigen Treptow". Als Solcher wird er auch bei dem Landtage, der am 14. Dezember eröffnet wurde, zugegen gewesen sein. Über die Teilnehmer dieser bedeutsamen Versammlung ist uns ebenso wenig bekannt, wie über den äußeren Verlauf. Beruht doch z.B. die Behauptung, der Landtag habe in der Kapelle zum heiligen Geiste getagt, nur auf einer nicht nachzuprüfenden Überlieferung, da nirgends in den Quellen etwas über den Ort zu finden ist.

Jedenfalls war Schlutow nach der Einrichtung des evangelischen Gottesdienstes in Treptow Pfarrer und begegnet als solcher 1536 wiederholt. Zum letzten Male ist er bisher nachweisbar am 11. November 1542; in der Urkunde wird er genannt "Kethere binnen Nien Treptow und furstliker Gnaden Bovelhebber des Junckfrawenklosters daselbst".
Er führte also damals die Verwaltungsgeschäfte des aufgehobenen Nonnenklosters.
Wann Schlutow gestorben ist, wissen wir nicht; auch das Jahr, in dem sein Nachfolger, M. Johann Hagemeister, sein Amt antrat, ist unbekannt.

Übrigens scheint er schon früh geheiratet zu haben, wenn die Nachricht richtig ist, dass Ezechiel Schlutow, sein Sohn, bereits 1535 in Gützlaffshagen als Pfarrer eingeführt ist. Die Angabe ist nicht sogleich zu prüfen. Sehr wahrscheinlich klingt die Jahreszahl nicht, zumal da Ezechiel noch 1597 bei der Kirchenvisitation gegenwärtig gewesen sein soll.

Die Person des ersten evangelischen Pastors in Treptow hat für uns etwas Anziehendes, ja Ehrwürdiges durch seine Beziehungen zu Bugenhagen. Deshalb verdient er es wohl, dass sein Andenken nicht ganz erlischt, denn er hat, wie wir annehmen können, mit Segen und Treue gewirkt.

Über die Stadt, in der er tätig war, schreibt vielleicht noch zu Schlutows Zeit Nikolaus Klemptzen in seiner Pomerania, wie folgt:
"Treptow an der Rega ist ziemlich gebauet und nicht weniger wann Köslin. Aber das Volk ist viel sittsamer und hoflicher. Und haben auch ein Fließ, die Rega geheißen, dadurch die Schiffahrt und Handlunge zur Sehe werts haben. Es hat ein Pfarrkirchen und ein Jungfrauenkloster, und nicht ferne von der Stadt liegt das Abtkloster Belbuck. Diese Stadt ist davon namhaftig, dass die Fursten Herzog Barnim und Herzog Philips und die ganze pommerische Landschaft auf Lusiae im Jahre 1534 daselbst das heilige Evangelium haben eintrechtiglich angenommen mit Hulfe und Beisein Doctoris Johannis Bugenhagen, der ehemals daselbst auch Scholemeister gewest."

Herausgegeben im Auftrag des Rektors der Universität Rostock von Kersten Krüger.
Rostock, online seit 2010.

(Liste der Mitwirkenden)

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