Personenblatt
Stand: 31.10.2010
Geburtsname: Rodbertus
Vornamen: Heinrich
Geschlecht: männlich
Beruf: Pastor
geboren: um 1619 in Boren ? Tolk, Schleswig-Holstein, Deutschland
gestorben: 29.05.1695 in Kölzow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Vater: Johannes Rodbertus (Rodtberck) [um 1580 - 1643 (5 Kinder)] (
http://purl.uni-rostock.de/matrikel/100019335)
Mutter: Margarethe (Beate) ... [... - um 02.02.1668 (5 Kinder)]
Geschwister: Petrus Rodbertus [um 1612 - 1660 (1 Kind)]
Christian Rothberg (Rodtberg) [um 1614 - nach Ostern 1675 (7 Kinder)]
Anna Rodbertus [um 1616]
Johann Rodbertus [1622 - 02.02.1666]
Ehen: mit Katharina Richter [... - 1685 (4 Kinder)]
Kinder: Margarethe Elisabeth Rodbertus [um 1655 - 04.07.1695 (3 Kinder)]
Eva Maria Rodbertus [um 1656 - 24.02.1717 (1 Kind)]
Daniel Nikolaus Rodbertus [um 1660 - 17.06.1731 (10 Kinder)]
Christoph Rodbertus [um 1661 (5 Kinder)]
Anmerkungen: Nach dem 30 Jährigen Krieg 1649 war die Kirche ohne Dach. Die
Balkendecke wurde durch ein Tonnengewölbe ersetzt. Das Turmdach hatte ein
großes Loch. Der Pastor Heinrich Rodbert wirtschaftete selbst mit der
Maurerkelle und brachte so allmählich den Bau zustande. Der Acker gab
nicht das Saatkorn wieder, weswegen Pastor Heinrich Rodbert ihn entmutigt
»in Ruch und Busch« liegen ließ.
"Weil auch mein Ackerwerk so schlecht, daß davon das liebe Brot nicht
haben kann, gehet also des Geld, so die Herren von der Lühe mir gutwillig
reichen, an Brot und Bierkorn, an Dienstboten- und Taglöhnerlohn, da
alles ausrotten und aus der Heyde arbeiten muß und dazu großen
Viehschaden erlitten, wieder auf. Das so bewandte Sachen mit meinem armen
Weib und sieben theils noch kleinen Kindern fast nicht zu erhalten weiß".
1649 herzögliche Visitation. Die mecklenburgischen Herzöge wußten um die
Not im Lande, einen genauen Überblick über die wirtschaftlichen,
kirchlichen und sittlichen Zustände erbrachten die ab 1642 durch das Land
ziehenden Visitationskommissionen. Kölzow wurde am 6.April 1649
visitiert. Die Gemeinde bestand nur noch aus elf Männern und vierzehn
Frauen sowie den Kindern! Waren vor dem Krieg in Kölzow 6 Bauernhöfe und
10 Kossaten zu Hause, waren jetzt nur noch 3 Höfe vorhanden. Auch in den
Nachbarorten hatte der Krieg tiefe Wunden geschlagen. In Wöpkendorf
lebten 6 Bauern und 9 Kossatten mit ihren Familien, den Krieg überlebt
hat nur der Kossatte Hans Schley. In Dammerstorf war nur noch eine
Bauernstelle besetzt. Der Meierhof Lütgen Gnevitz total verwüstet. Aus
dem Jahr 1649 ist außerdem bekannt, daß es in der Gemeinde Kölzow einige
wenige Einlieger (grundbesitzlose Arbeitsleute) gab. Sie sollten dem
Pastor ein Viertel der Abgaben geben, die die Bauern zu entrichten
hätten. 1652 geriet Pastor Heinrich Rodbert in tiefe Schulden da er seine
Besoldung von den verwüsteten adligen Höfen nicht erhielt. Der Patron
gewährte ihm keine Unterstützung und von der sehr kleinen Gemeinde konnte
er kaum Gebühren für Taufen, Trauungen und Beerdigungen erwarten, von
Spenden und Opfergeld ganz zu schweigen. 1654 wurde die gesetzliche
Leibeigenschaft eingeführt. Darin wurde festgelegt, daß die Bauern und
Untertanen samt ihren Frauen und Kindern, der Knecht- und Leibeigenschaft
unterliegen und »ihrer Personen selbst nicht mächtig« sind.
Bis 1662 ist keine der 36 »wüsten« Bauern- und Kossatenstellen der
Gemeinde wieder besetzt worden. Die adligen Höfe nahmen sich derer nach
und nach an. Die Junker von der Lühe konzentrierten sich nun auf den
Aufbau eines Gutsbetriebes.
Am 30. Oktober 1662 wurde Kölzow erneut auf Anordnung vom Herzog Gustav
Adolph visitiert. Die Zahl der abendmahlsfähigen Gemeindemitglieder hatte
sich auf 75 erhöht, 1649 waren es nur 25 gewesen. Nach dem
Visitationsgottesdienst, zu dem etwa 40 Personen erschienen waren, wurde
zunächst mit dem Pastor Heinrich Rodbert ein Kolloquium vor dem Altar
abgehalten, das er nur mittelmäßig bestand. Darin wurde die Gemeinde aus
dem Katechismus examiniert, deren Prüfung sie "teils schlecht, teils
ziemlich" bestand. Auch der Küster irrte sich im Singen zweimal und mußte
getadelt werden. Auf Befragen erklärte die Gemeinde einhellig, sie hätte
sich über ihren Prediger nicht zu beschweren. Er lehre sie in Gottes Wort
und führe ein christliches, unärgerliches Leben. Nur der Junker Hermann
von Kardorf auf Wöpkendorf, der mit dem Pastor wegen der Predigergebühren
im Streit lag, beschwerte sich über ihn. Der Pastor Heinrich Rodbert
hätte im Sommer an einem Sonntage frühmorgens vor dem Gottesdienst Roggen
einfahren lassen. Jedoch rechtfertigte sich der Pastor. Er habe es aus
Not tun müssen, weil er in Rostock wegen der Teuerung weder Korn noch
Brot hätte bekommen können und er sonst mit seinen Kindern aus Mangel an
Brot hätte Hunger leiden müssen. Der Gemeinde habe er es auch vorher
öffentlich angezeigt, damit sie daran nicht Ärgernis nehmen möchte. Dem
Pastor Heinrich Rodbert wird aufgegeben, mit der Gemeinde fleißiger den
Katechismus zu üben. Wer den Katechismus mit dessen Auslegung nicht wisse
und verstehe, dürfe in Zukunft von ihm nicht getraut und zum Abendmahl
zugelassen werden, dürfe auch nicht das Patenamt übernehmen. Der Pastor
beklagt sich, daß zu wenige zur Katechismuslehre kommen, und die Gemeinde
wird ermahnt, das Arbeiten an den Sonntagen zu unterlassen.
Hermann von Kardorf auf Wöpkendorf, ein Obristleutnant, lag mit Pastor
Pastor Heinrich Rodbert 1663 und 1664 im Streit, da er schon seit Jahren
kein Meßkorn und keine Predigergebühren an ihn entrichtet hatte. Dies
konnte er deshalb nicht zahlen, weil er in wenigen Jahren sein Gut, das
früher eine jährliche Einnahme von 800 Gulden erbrachte, völlig
heruntergewirtschaftet hatte. Kardorff führte einen »unzüchtigen und
wüsten« Lebenswandel. Er drohte dem Pastor an, er wolle ihm,
»wenn er zur Kirche gehen und sein heiliges Amt verrichten würde, eine
Kugel schenken und ihn wie eine Taube von der Kirche büchsen«.
Da der Pastor Heinrich Rodbert sich gegen die Beleidigungen und tätlichen
Drohungen nicht mehr wehren konnte und sein letztes Geld für die
Advokaten in diesem Prozeß ausgegeben hatte, bat er 1664 dreimal in
Eingaben an das Konsistorium in Rostock und an den Herzog um eine andere
Pfarre.
"Er habe in Kölzow nun fast 19 Jahre das Predigeramt in großer Verfolgung
und Armut verwaltet, insbesondere habe der Junker Hermann von Kardorf
vielfältigen Frevel an ihm verübt und ihn mit »grewlichen Drohungen«
beschimpft. Außerdem sei in Kölzow so ein großer Mangel an Nahrung, daß
er sich dort nicht erhalten, noch seinen ehrlichen Namen der vielen
Schulden wegen bewahren könne."
Aber die Bittschrift hatte keinen Erfolg. 1667 hatte der Junker noch
keinen Heller der rückständigen Abgaben gezahlt.
Am 12. Juni 1667, während der Pastor Heinrich Rodbert auf der Kanzel
stand und predigte, brannte das Pfarrhaus ab, das er sich 1645 selbst
erbaut hatte.
Er lief "um seine gerade » in Pocken jämmerlich darniederliegenden sechs
Kinder«, einige Bücher und die Betten" zu retten.
Dabei trug er große Brandwunden davon. Nun kann, schrieb er
»in dieser Sterblichkeit mein Elend und Armuth nicht größer werden, da
ich nicht ein Stücklein Brot, geschweige Kleider und Schuhe, für mein
armes Weib und Kinder geborgen habe«.
Zwischen 1668 und 1670 baute Pastor Heinrich Rodbert das Pfarrhaus, das
gleichzeitig auch »Vieh-Haus« war und nur »wenig bequeme Gemächer« hatte,
wieder auf. 1694 durfte er mit Genehmigung des Patrons eine kleine
Studierstube anbauen. Seine vier Hufen Land (ca. 80 Hektar) lagen in der
Kölzower Feldmark zwischen den Guts- und noch vorhandenen
Bauernländereien verstreut. Sein Acker war in drei Schläge eingeteilt,
die wiederum in viele Stücke zerfielen. Ohne ausreichende Arbeitskräfte
und wegen Mangel an Zugvieh mußte er große Teile liegen lassen, die dann
verwilderten.
1677 war Kölzow eine an Einwohnerzahl arme, öde und wüste Gemeinde. Die
adligen Höfe ließen um 1680 große Teile ihrer Ländereien brach liegen.
Durch ungenügende Düngung und ungeregelte Hütung der Pferde und Schafe
verringerten sich die Erträge immer mehr.
1680 wurde der Bauer Claus Schley aus Wöpkendorf mit herzoglicher
Genehmigung der Stadt Ribnitz aus der Leibeigenschaft entlassen.
1687 bewirkte Pastor Heinrich Rodbert die Genehmigung, bei eigener
Bereitstellung des Holzes, kostenlos Salz unter einer der herzoglichen
Salzpfannen in Sülze zu gewinnen. Dadurch besserte er sein Einkommen um
jährlich 4 Taler auf. Der Pastor hatte Anteil an der Mast- und
Fischereigerechtigkeit. So konnte er bei guter Mast vier Schweine und bei
schlechter Mast zwei Schweine in den Wald treiben. Fischen durfte er im
Hundesohl, nicht weit vom Kirchhof, der ganz zugewachsen ist.
»Das Futter oder Gras dennoch dem Prediger gehöret, welches sich der
Lieut Gercken aneignen wollte. Des weiteren im Papensohl, das weit in der
Heide nach Dudendorf lag, und die wenigen Fische, die es enthielt, von
Dieben daraus gestohlen wurden.«
So wurde auch aus seiner "Hölzung im Papenberge Buschwerk von Kneßern und
Kölzowern »abgehauen und weggestohlen«.
Auf dem Steinkamp hatte er ein kleines Ellern Stück und 16 Morgen Acker.
»...ein Stück zwischen den Hoftannen sind zum Theil mit jungen Tannen und
Birken bewachsen, welchen er zu seinem geringen Nutzen anwendet, übriges
Brennholz daher von denen Eingepfarrten erbittet. Das Pfarrhaus,
Pfarrzimmer und Küsterey sind in schlechtem Zustand. Das Witwenhäuschen
ist zum Teil von denen Kirch - Intraden, zum Teil von der Collecte, zum
Teil von dem geschenkten Holz und Stroh gutherziger Gönner und Leute und
williger Hülfe des Kirchspiels auf bittlichem Ansuchen meines sehligen
Vaters, aber am meißten durch deßen Fleiß, Kosten und Arbeit erbauet
worden und wird jetzo von der Heuer, so Prediger hebt, unterhalten, bis
selbiges eines Predigers Witwe beziehet, woher aber selbige ihre
Subsistence nehmen soll, wird die Zeit lehren«.
Pastor Rodbert wirkte 46 Jahre in Kölzow. Im Alter von 72 Jahren wurde
ihm 1691 sein Sohn als Stellvertreter beigegeben, der nach dem Tod des
Vaters die Nachfolge antrat.
Die miserable soziale Lage der kleinen Kirchgemeinde wirkte sich sehr
hemmend auf das kirchliche Leben und die mit ihm verbundenen schulischen
Verhältnisse aus. So konnte z.B. das Amt des Kirchenvorstehers nach
dessen Tod bzw. Wegzug nicht mehr besetzt werden
»weil alhie zum Vorsteher-Ampt fast keine tüchtige Persohn unter den gar
wenigen eingepfarrten Haußleuten, viel weniger, daß einer pacabel die
Rechnung zu führen...«.
An den Sonntagen fanden vor- und nachmittags Gottesdienste statt. Die
Nachmittagsgottesdienste wurden ungenügend besucht, da die Bauern
aufgrund der vielen Hofdienste wenig Zeit dazu fanden. Im Winter wurde
nur eine Predigt gehalten, weil die Eingepfarrten zum Teil einen weiten
Weg hatten. An den hohen Festtagen wurde nachmittags die Epistel erklärt.
Quellen: "Rodbertus,Rothberg,Rodeberts aus Angeln (Schleswig)" 1967
Von August Barthmeyer, Lübeck und Paul Rodbertus, Greifswald
"Deutsches Familienarchiv" Band 36
Verlag Degner