Christoph Wegner, am Fri Nov 22 15:38:30 CET 2013
„Ich [Johann Heinrich Christoph Frahm] bin am 15. November 1831 zu Mustin, woselbst mein Vater Kaufmann ist, geboren und besuchte die dortige Küsterschule. Bei meiner Kränklichkeit, die wiederholt sogar längere Unterbrechungen des Unterrichts herbeiführte, blieb ich selbst in den ersten Anfängen alles Lernens ziemlich weit zurück. Um so weniger habe ich es je vergessen können, daß der selige Pastor Haase sich damals meiner so liebreich annahm und mich mit großer Selbstverleugnung im Lesen, im Deutschen und auch im Lateinischen einige Zeit unterrichtete. Beinahe 14 Jahre alt, ward ich in die unterste Klasse der neu gegründeten Gelehrtenschule zu Ratzeburg aufgenommen, die ich 7 Jahre bis zum Abgang auf die Universität besuchte. Den zuerst angestellten Lehrern an der Gelehrtenschule verdanke ich somit die Grundlage meiner Bildung und bewahre ihnen ein treues verehrungsvolles Andenken. Insbesondere muß ich des hochverdienten Herrn Direktor Zander gedenken, der durch seine gründliche Gelehrsamkeit, seinen bewundernswerten Fleiß, seine unvergleichliche Gewissenhaftigkeit im Lehrerberuf und seine väterliche Behandlung sich bekanntlich bei allen seinen Schülern eine unauslösliche Liebe und Achtung gesichert hat. Ich zweifle nicht im Geringsten daran, daß ich im Sinne fast aller seiner Schüler handle, wenn ich diese Gelegenheit benutze, dem ehrwürdigen Mann ein Denkmal der Dankbarkeit zu setzen für die unermüdliche Liebe und Treue, mit welcher er an unsrer wissenschaftlichen Ausbildung gearbeitet hat. – Nachdem ich Michaelis 1852 die Schule verlassen, studierte ich in Rostock, Leipzig und Erlangen Theologie, beschäftigte mich aber den Ermahnungen meiner Lehrer gemäß auch fortgehend mit altklassischer Literatur und übte mich im Unterrichten durch Aushilfe an einer Privatschule und bei der Nachhilfe schwacher Gymnasialschüler. Unter den Universitätslehrern bin ich besonders den Herren Professoren Philippi in Rostock und Delitzsch, jetzt in Leipzig, die mich bei meinen Studien aufs freundlichste mit ihrem Rat unterstützten, zum innigsten Dank verpflichtet. Auch das Bild des edlen, der Wissenschaft und dem Lehrfache zu früh entrissene Nägelsbach in Erlangen, der mir mit außerordentlicher Freundlichkeit entgegenkam, hat sich meinem Gedächtnis unvergeßlich eingeprägt. – Bald nach absolviertem Examen vor dem Lauenburgischen Konsistorio sollte mir die Möglichkeit gegeben werden, meine Dankesschuld gegen die Gelehrtenschule in etwas abzutragen. Denn Michaelis 1857 wurde mir zuerst provisorisch, dann nach 3 ½ Jahren gegen Ostern 1860 definitiv, die erste Kollaboratur an derselben übertragen, die ich bis zu meiner Ordination (Ostern 1867) als Prediger für meine jetzige Gemeinde Cuddewörde verwaltet habe.“ – 1872 wurde Frahm nach Hamwarde berufen und lebte seit 1886 als Pastor in Lütau.