Christian v.Lehsten, am Sun Mar 12 16:44:53 CET 2017
Georg Heinrich
Geheim Rath, *1655, +1696
Georg Heinrich wurde am 3ten December 1655 auf dem Amtshause zu Lübz geboren und wenige Tage darauf getauft. Im dritten Jahre fiel er drei Stockwerke hoch aus dem Fenster aufs Steinpflaster ohne Schaden zu nehmen. Schon frühzeitig entwickelte sich sein scharfer Verstand, der besonders das Lateinische so wohl auffaßte, daß er bereits 1669 im 14ten Jahre nach gemachten Examen die Universität Rostock beziehen konnte. 1671 ging er mit seinen älteren Brüdern auf Reisen, studierte, wie dies erzählt worden ist, zu Paris und Bourges, wohnte der Belagerung von Grave bei, und wurde dann – im Jahre 1674 – vom Vater zurückberufen. Nun mußte er wieder nach Rostock, wo er 1676 öffentlich disputirte. Noch in demselben Jahre bezog er die Universität Jena, um Philosophie zu studiren, kehrte aber im September 1677, als er die Nachricht vom Tode seines Vaters erhielt, nach Mecklenburg zurück.
Ob und wie sich die fünf noch lebenden Brüder in die väterlichen Güter theilten, ist nicht bekannt. Am 5. Aug. 1678 mutheten die Vormünder für alle gemeinsam –; Wardow, Wesselstorf, Ridsenow, Spoitendorf, Jahmen, Wozeten, Polchow und Kl. Ridsenow, am 14ten Aug. desselben Jahres Schönau, Dölitz c.p. Boddin, Antheil in Lunow u. Kl. Givitz; als jedoch später nur noch Georg Heinrich und Christoph Wilhelm am Leben waren, erhielt der ältere Bruder Wardow c.p., Schönau, Kl. Givitz, Wesselstorf und Ridsenow, der jüngere dagegen Dölitz und Boddin, Satow scheint vom Herzoge eingelöst worden zu sein. Schönau verkaufte Georg Heinrich laut Consens vom 14. Juli 1684 an den Frhr. Joh. Heinr. V. Erlenkamp, für 8.000 fl. Dagegen erstand er 27. März 1693 von Levin Hahn 2 halbe Pfleger u. 2 Cossaten in Wozeten, (eine hiergegen gerichtete Remontionsklage der Erben des p. Hahn contra den Hauptmann v. Lehsten 1716-1721 wurde gütlich verglichen) und am 16ten Juli 1692 von dem Prediger Blanck zu Lage das halbe Pfarrgehöft in Wozeten.
1685 verkaufte Georg Heinrich „das wüste Dorf Kl. Givitz“ für 3.000 fl. an den Baron Joh. Heinr. Erlenkamp. –
Auf Wardow nahm er am 22. Febr. 1686 von Hofmeister Claus Friedrich Lepel 1.500 Rthr. auf, die mit dazu bestimmt waren, seinen Bruder Helmuth Joachim, der noch 500 Rthr. zu fordern hatte abzufinden.
Nach Ordnung seines Vermögens reiste Georg Heinrich 1680 nach Dänemark und hielt sich ein halbes Jahr in Kopenhagen auf; im Mai 1682 verlobte er sich zu Rubbergaard auf Laland mit Magdalene Ilsabe von Rodtsteen, einzigen hinterlassenen Tochter des Jens Christoph von Rodtsteen, mit Genehmigung ihrer Großmutter und Vormünderin, der Frau Ida von Barnewitz, geb. Grubbe. Die Heirath erfolgte zu Lübz – dessen Pfandbesitz zur Mitgift der Braut gehörte – am 19ten Juli desselben Jahres, worauf sich die Neuvermälten auf ihr (wohl pfandweise erworbenes?) Gut Wüstenfelde zurückzogen.
Georg Heinrichs Ehe, aus welcher neun Kinder entsprangen, war in jeder Hinsicht eine sehr glückliche zu nennen, auch in pecuniairer Hinsicht eine sehr glänzende. Denn Magdalene Ilsabe erbte von ihrem Vater Lengsholm u. Lundsgaard, von ihrer Mutter Rubbergaard, Bellinge, Fridsholm und den Pfandbesitz der Mecklenburgischen Aemter Lübz und Crivitz, welchen ihre Eltermutter Oelgarde geborene Pentz, 1649 erworben hatte. Doch besaß sie alle mütterlichen Güter, auch die genannten Aemter, gemeinsam mit Christian von Bülow, dem Gemal ihrer Tante Oelgard von Bannewitz.
. Doch noch in demselben Jahre, 1682 ging er Namens der Ritter und Landschaft nach Celle, auch wurde er bald darauf auf fünf Jahre zum Deputirten beim engern Ausschuß gewählt. Zur selben Zeit wünschte aber auch Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow ihn in seinen Diensten zu haben und ernannte ihn zum Oberschenken; um Geld für das theure Hofleben zu haben, lieh Georg 1686 (auch in Vollmacht seines abwesenden Bruders Christian Wilh.) 600 Rthlr. auf Boddin von dem Hofmeister Claus Friedr. Lepel. 1688 schickte der Herzog ihn als Gesandten an den Churfürsten von Brandenburg, um den Tod des Erbprinzen Carl zu notificiren, und 1689 ernannte derselbe ihn zum Marschall. 1691 hielt er eine Standrede auf den Tod Heinrich Christophs von Kruse. 1692 erhielt er seiner großen Verdienste halber den Titel als Geheimer Rath; auch wurde er als Gesandter an den Herzog von Sachsen Merseburg geschickt zur Beförderung eines gewissen Vergleichs zwischen den fürstlichen Brüdern. Nach glücklicher Beendigung dieses Geschäfts bat er um die Erlaubnis, sich auf seine Güter zurück ziehen zu dürfen und erhält dieselbe mit vieler Mühe, allein schon im Juli 1695 mußte er wiederum als Gesandter nach Kopenhagen, um wegen des Ablebens des Prinzen Christian zu Dänemark und Norwegen Condolenz abzustatten, und bald darauf wurde er noch einmal dorthin gesandt, um die Vermälung der Prinzessin Louise von Mecklenburg Güstrow mit dem Kronprinzen von Dänemark zu verabreden.
Am 24sten October desselben Jahres ging er in wichtigen Angelegenheiten nach Schwerin, wurde aber sofort zurück berufen wegen des am 26sten October erfolgten Ablebens des letzten Herzogs von Mecklenburg Güstrow, Gustav Adolfs, und von der Wittwe seines Fürsten der Prinzessin Louise als Begleiter nach Dänemark mitgegeben. Man trat die Reise am 30sten November von Rostock aus zur See an und langte am 1sten December glücklich in Kopenhagen an. Georg Heinrich hatte mehrere Audienzen beim König, wurde mit Ehrenbezeugungen überhäuft, kehrte aber bald nach Güstrow zurück, wo er am 18ten März 1696 als Obermarschall das Begräbnis seines verstorbenen Herzogs leitete.
Die mannigfachen Sendungen nach Dänemark, Brandenburg u.s.w. hatten seine große Fähigkeit zur Uebernahme wichtiger Posten in ein helles Licht gestellt, so daß ihn der Römische Kaiser bald nach dem Ableben des Herzogs zu seinem wirklichen Geheimen Rathe und zum ersten Mitgliede der provisorischen Regentschaft des Herzogthums Mecklenburg Güstrow ernannte. Allein diese höchste Würde sollte er nicht lange bekleiden. Bereits am Morgen des 14ten April überfielen ihn heftige Kopfschmerzen, die sich in den folgenden Tagen so verschlimmerten, daß er sein Ende heran nahen fühlte und sich am 17ten nach Wardow bringen ließ, um dort zu sterben. Die herbeigerufenen Aerzte aus Güstrow, Rostock, Lübeck und anderen Orten, darunter Dr. Deterding und Dr. Hanneke, vermochten ihn nur wenige Tage zu erhalten. Im letzten Augenblicke nahm er Abschied von seinen Kindern und Geschwistern (es überlebten ihn nur sein Bruder Christoph Wilhelm und seine Schwester Catharine Oelgarde) und sagte zu seiner Gattin: „Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib laß fahren dahin, das Reich Gottes muß uns bleiben. Es heißt aber nicht allein das Weib,
sondern auch: den Mann laß fahren dahin, denn wir sollen uns in den Willen Gottes schicken.“
Georg Heinrich verschied, nur 42 Jahre alt, mitten in einem Gebete am 27sten April 1696, Abends 10 Uhr. Seine Leichenpredigt – wozu die von seinem Bruder verfaßten Personalien noch im Original vorhanden sind – hielt Michael Blanck, Pastor an der Kirche zu Lage, woselbst Georg Heinrich beigesetzt wurde, ehe man ihn (am 25. Sept. 1696) in das Erbbegräbnis zu Rostock brachte. Sie wurde mit seinem Bilde in folio edirt.
Nicht allein die Herzogin Wittwe von Güstrow, sondern auch der Herzog von Schwerin und die ganze königliche Familie von Dänemark trösteten die Wittwe in eigenhändigen Zuschriften und auch der Römische Kaiser ließ ihr sein Beileid ausdrücken.